zvisionwelt — Autokauf mit Hindernissen
Autokauf mit Hindernissen
Es folgt eine Beschreibung dessen, was wir in gut drei Monaten Auto- bzw. Händlersuche alles erlebt haben. Es geht um Service und Kundenfreundlichkeit, unsere Bereitschaft 17 500 Euro auszugeben und dem Pech sich für ein Modell entschieden zu haben, für das unglaubliche Gebrauchtwagenpreise verlangt werden.
Öffnungszeiten
Meine Frau interessiert sich für einen Škoda Roomster, den ich wiederum für ein absolutes Design-Unglück halte, weshalb auch noch der Škoda Fabia Combi in die engere Wahl kommt. Da wir als Berufstätige nur samstags Zeit haben auf Auto-/Händlersuche zu gehen und Probefahrten zu machen, machen wir uns an einem Samstag Mitte April 2007 kurz nach 12 Uhr auf den Weg. Ja, wir waren der felsenfesten Überzeugung, dass Autohäuser samstags bis mindestens 16 Uhr geöffnet haben. Denn wer kann sich ein Auto leisten, wenn nicht Berufstätige (und einige Rentner)?! Doch weit gefehlt. Spätestens um 13 Uhr ist Feierabend, beim Škoda-Händler sogar um 12 Uhr. Wir sind an diesem Samstag also zu spät. Ok, schauen wir halt mal gegenüber beim Mazda-Händler, auch wenn Mazda noch mit keinem Wort bei unseren Planungen erwähnt wurde. Doch da steht ein wirklich sehr attraktives Auto: Mazda 3 in granitschwarz-metallic mit 16"-Alufelgen. Sieht verdammt gut aus, auch die inneren Werte einschließlich Verbrauch als Diesel, CO2-Emissionen und der Preis stimmen. Wir sind beide sehr begeistert. Aber nichts überstürzen.
Service I und Zuverlässigkeit
Wieder zu Hause informiere ich mich in den nächsten Tagen über den Mazda 3 und stelle fest, dass es sich dabei um ein richtig gutes Auto handelt. Trotzdem sind die Škodas noch nicht von der Liste gestrichen, der Roomster stand dort schließlich als erstes. Am nächsten Samstag sind wir dann rechtzeitig beim Škoda-Händler, können aber spontan keine Probefahrt machen. Wir sollen Mittwoch oder Donnerstag vorher anrufen, wenn wir Samstag eine Probefahrt machen wollen. Gesagt, getan, doch unser Ansprechpartner ist nicht zu sprechen, wir sollen zurückgerufen werden. In der Tat ruft etwas später ein Kollege unseres Ansprechpartners an, um uns zu sagen, dass er seinem Kollegen nicht vorgreifen will und deshalb keinen Termin für eine »PF« mit uns ausmachen kann. Er lege seinem Kollegen einen Zettel hin, damit er uns zurückruft. Auf diesen Rückrüf warten wir bis heute.
In solchen Fällen bin ich ja eigentlich gar nicht mehr bereit, nochmals von mir aus Kontakt mit dem Händler aufzunehmen … Also fahren wir zum Mazda-Händler, lassen uns ausführlich beraten und vereinbaren einen Termin für eine Probefahrt – am nächsten Samstag um 11 Uhr. Nach fast vier Wochen endlich die erste Probefahrt. Doch als wir am Samstag um 11 Uhr dort auftauchen, wird uns mitgeteilt, dass der Mazda 3 noch als Leihwagen bei einem Kunden ist. Der Chef hatte nicht im Computer nachgesehen, als er am Freitag auf Nachfrage des Kunden die Leihzeit bis Montag verlängert hatte. Wir vereinbaren einen neuen Termin für eine Probefahrt, dürfen dafür zwei statt nur eine Stunde fahren (das hätten wir beim Škoda-Händler aber sowieso gedurft).
Die erste Probefahrt
Verärgert und enttäuscht gehen wir also doch nochmal rüber zum Škoda-Händler, wo wir von unserem Ansprechpartner freudig empfangen werden. Das Problem mit dem ausgebliebenen Rückruf, das ich sofort anspreche, wird auf eine mittlerweile gefeuerte Kollegin abgewälzt. Dass ich allerdings mit einem Kollegen und nicht einer Kollegin gesprochen hatte, wird ignoriert. Egal, wir dürfen als Entschädigung sofort eine Probefahrt im Fabia Combi machen – sogar bis 13 Uhr, obwohl um 12 Uhr geschlossen wird (»Wir sind sowieso immer bis 14 Uhr da.«). Also gut, endlich unsere erste Probefahrt. Wir waren allerdings beide nicht wirklich begeistert von dem Auto: Magere Ausstattung, »billiges« Design, noch lauter als ich bei einem Dieselmotor erwartet hatte und kein berauschendes Fahrverhalten. – Mist, ich will aber noch weniger einen Roomster! Doch jetzt steht nächsten Samstag ja erstmal die Probefahrt im Mazda 3 an.
Die zweite Probefahrt
Ein Spitzenauto! Wir sind beide hellauf begeistert: Klasse Ausstattung, leiser als ich von einem Dieselmotor erwartet hätte, geräumig und super Fahrverhalten; da spürt man die 109 PS. Beide fühlen wir uns wohl, verlieben uns in das Auto. Problem: Ein Neuwagen des Sondermodells Sport Active übersteigt unser Budget um 4 400 Euro. Aber ein Vorführ- oder Jahreswagen genügt uns ja auch. Wir wollen einen Mazda 3. Wenn da nicht noch der Roomster wäre …
Nach der Probefahrt geht's wieder rüber zum Škoda-Händler, um noch einen Termin für eine Probefahrt mit dem Roomster auszumachen. Denn meine Frau ist überzeugt, dass der Roomster das »vernünftigere« Auto sei; er sei das bessere Familienauto, während der Mazda 3 doch eher ein Männerauto sei … Der Škoda-Händler zeigt uns einen Roomster in schwarz-metallic mit Panoramadach, Alufelgen, etwas breiteren Reifen – sieht gar nicht soo schlecht aus. Er würde ihn extra für uns anmelden, damit wir damit eine Probefahrt machen können und wenn wir ihn kaufen, bekämen wir ihn als Tageszulassung. Das hört sich gut an. Wir vereinbaren den letzten Samstag im Mai als Termin.
Service II oder Die dritte Probefahrt
Unser Ansprechpartner ist an diesem Samstag nicht anwesend, dafür aber sein Kollege. Er hat einen äußerst merkwürdigen Humor. Ob wir das Auto bräuchten, um in den 30 km entfernten Ort zum Shoppen zu fahren, fragt er. Weitere Sprüche konnten wir uns nicht merken, wir waren zu perplex. Er gibt uns aber deutlich zu verstehen, dass er annimmt, wir wollten nicht wirklich ein Auto kaufen. Der Gipfel kommt aber noch: Als wir in den Wagen steigen und feststellen, dass der Kraftstoff nicht reichen wird, sagt der Kollege uns, dass wir dann eben selbst tanken müssten. Nach wie vor perplex halten wir dies aber für einen weiteren merkwürdigen Scherz eines Verkäufers, der seinen Beruf verfehlt hat. Wir machen die Probefahrt und sind wieder enttäuscht, nun insbesondere im Vergleich mit dem Mazda 3. Der Roomster kann nicht mithalten, sogar meine Frau ist nun überzeugt, dass der Roomster nicht das vernünftigere Auto ist. Er verhält sich unruhig auf der Autobahn, vermittelt insgesamt kein gutes Sicherheitsgefühl und ist im Vergleich zum Mazda 3 schlecht ausgestattet (die Preise sind ähnlich). Die Entscheidung gegen den Roomster ist recht schnell gefallen. Dann doch lieber den günstigeren Fabia. Die Entscheidung gegen diesen Händler fällt aber endgültig, als der nette Kollege uns tatsächlich nicht die Kosten für den Kraftstoff erstattet! Der hat das eben ernst gemeint: Wir sollen den Kraftstoff für unsere Probefahrt selbst zahlen! Ich sage ihm noch, dass ich das noch nie erlebt hätte, gebe ihm den Schlüssel und verlasse empört das Autohaus. Uns wird künstlich verwundert hinterher gerufen: »Wollen Sie das Auto jetzt nicht direkt mitnehmen?«
Ein Mazda 3 muss her, auch wenn grundsäztlich noch ein Fabia Combi in Frage käme. Unseren freundlichen Ansprechpartner beim Škoda-Händler informiere ich noch per E-Mail über unsere Entscheidung und liefere natürlich auch die Begründung. Daraufhin ruft er mich an und entschuldigt sich. Doch nicht er, sondern sein Kollege muss sich entschuldigen. Er entschuldigt sich auch wieder für die entlassene Kollegin, mit der wir allerdings keinerlei Probleme hatten. Ich merke, er muss sich sehr zusammenreißen, als er spürt, dass unsere Entscheidung unumstößlich ist – er kann es nicht nachvollziehen. Schade. Aber ich rechne ihm hoch an, dass er immer freundlich war und sich zusammengerissen hat. Kaufen kann er sich davon freilich nichts.
Das falsche Modell?
Doch wo bekommen wir jetzt einen Mazda 3 her, den wir uns leisten können? Seit nunmehr sechs Wochen sind wir auf Autosuche und man hat es uns wahrlich nicht leicht gemacht. Wenigstens steht das Modell jetzt fest. Wir machen uns also auf die Suche nach einem Mazda 3 Sport Active. Dafür nehme ich mir extra den zweiten Freitag im Juni frei und fahre zu verschiedenen Mazda-Händlern in unserer Umgebung. Es ist zum Verzweifeln: Es gibt weder Vorführwagen noch Jahreswagen des Mazda 3! Doch, es gibt einen Vorführwagen mit 7 500 gefahrenen Kilometern – für 19 900 Euro … und einen Gebrauchtwagen (kein face-lift-Modell) mit 37 000 gefahrenen Kilometern für 18 350 Euro (sic!).
Die vierte Probefahrt
Am darauffolgenden Samstag unterhalte ich mich mit einem Freund meines Vaters, der sich mit Autos auskennt. Nach kurzer Zeit bietet er uns seinen 1er BMW an: Erstzulassung Januar 2006, 13 000 km, zwei Sätze 17"-Alufelgen einschließlich Winterreifen. Der Preis ist top, weniger als wir höchstens ausgeben wollten. Aber: ein BMW! Niemals wollte ich einen BMW fahren. Das ist ein Auto für Prolls. Aber er sieht in schwarz schon gut aus. Und der Preis! Supergünstig. Meine Frau bricht trotzdem fast zusammen. Ein BMW! Ein Benziner mit Heckantrieb. Sie kann sich das überhaupt nicht vorstellen. Egal, wir vereinbaren eine Probefahrt. In der Nacht davor bin ich so aufgeregt, dass ich kaum schlafen kann und nur von schnellen Autos träume, weil ich mittlerweile auch dieses »Proll-Auto« haben will (Nur am Rande: Der Freund meines Vaters ist kein Proll!). 20 mm tiefergelegt, 17"-Felgen, 115 PS, schwarz-metallic … Ich darf als erster fahren. Hm, der zieht gar nicht richtig. Ich erinnere mich an den Mazda 3, der uns mit seinem Dieselmotor in die Sitze gedrückt hat. Keine Ablageflächen, keine Klimaautomatik, alles etwas enger als beim Mazda 3 und keine Armlehne! Insgesamt ist der 1er BMW schlechter ausgestattet, fährt sich schlechter, auch wenn er sehr gut in den Kurven liegt – eine Riesenenttäuschung. Schade, ich hatte mich schon damit angefreundet, demnächst in einem Proll-BMW rumzukurven. Also doch wieder ein Mazda 3. Doch ich habe jetzt die Nase voll von der Suche. Meine Frau soll das übernehmen.
Ein unglaubliches Angebot
Ende Juni startet sie eine Großoffensive und ruft alle möglichen Mazda-Händler der Umgebung an. Es gibt keinen erschwinglichen Mazda 3. Doch dann hat der vorletzte Händler eine Tageszulassung mit 3 gefahrenen Kilometern für 17 990 Euro. Unfassbar. Das sind zwar immer noch 500 Euro mehr, als wir ausgeben wollten, aber weniger geht offensichtlich nicht. Ich bin an diesem Tag krank, also muss meine Frau alleine zu dem Händler fahren. Der Wagen ist zwar silber-metallic und nicht granitschwarz-metallic, aber für den Preis wollen wir nicht meckern. Sie darf das Auto fünf Kilometer Probe fahren. Die Motorgeräusche erscheinen ihr lauter als beim letzten Mazda 3, aber vielleicht täuscht sie sich auch. Ich soll am nächsten Tag auch mal Probe fahren. Sie versucht im Gespräch mit dem Händler noch rauszufinden, wo der Haken liegen könnte. Aber es scheint keinen Haken zu geben. Der Händler: »Wenn es Sie beruhigt, kann ich Ihnen den Wagen auch für 1 000 Euro mehr verkaufen.« Wieder ein Witzbold. Am nächsten Tag fahren wir nochmal gemeinsam hin, ich fahre das Auto auch nochmal fünf Kilometer. Außer einem tatsächlich etwas lauteren Motorgeräusch (trotz Face-lift-Modell) kann ich keinen Haken entdecken. Unser Entschluss steht fest: Wir kaufen. Hellauf begeistert und erleichtert, endlich ein Auto gefunden zu haben, gehen wir ins Büro des Händlers und verkünden, dass wir zugreifen werden. Allerdings habe mich der Preis von 18 990 Euro auf dem Schild etwas verwundert; was es damit auf sich habe, gestern sollte der Wagen doch 1 000 Euro weniger kosten. Ein erstaunter Blick des Händlers. »Nein! Der kostet 18 990.« Und in der Tat er bleibt dabei! Er bietet uns noch einen Preis von 18 500 Euro an, bleibt aber dabei, das Auto habe gestern schon soviel kosten sollen. Meine Frau kann es gar nicht fassen. Der Preis ist gestern so oft genannt worden, dass auf keinen Fall ein Missverständnis vorliegen kann. – Natürlich nicht, wir haben es mit einem Autohändler zu tun, denke ich mir. Wir kaufen das Auto nicht. Meine Frau ist auf dem Heimweg völlig außer sich, dass der Händler sie so offensichtlich verarscht hat. Sie kriegt sich gar nicht mehr ein. Ich sage die ganze Zeit nur: »Schatz, das ist ein Autohändler, die haben alle Dreck am Stecken.« Ich hoffe, sie damit beruhigen zu können, damit sie den Vorfall nicht persönlich nimmt. Keine Chance.
Es können doch nicht wirklich alle Autohändler Abzocker oder falsche Fünfziger sein! Oder doch?! Wir haben jetzt jedenfalls erstmal die Nase voll. – Doch leider läuft im September der TÜV unseres aktuellen Autos ab … Der Toyota-Händler, den wir zwischendurch noch aufgesucht hatten, war übrigens sehr korrekt. So hätten wir beispielsweise für eine Probefahrt den Wagen über Nacht mitnehmen können! Aber ein Auris kostet uns zuviel Geld und gefällt uns nicht halb so gut wie der Mazda 3.
Happy End – Hoffentlich …
Die Schwiegermutter gibt nicht auf und durchsucht das Internet. Sie findet in der Nähe von Frankfurt einen Händler, der einen Mazda 3 in genau unserer Wunschausstattung und in unserem Budget liegend anbietet – 4 600 Euro unter dem Listenpreis. Es handelt sich um eine Tageszulassung mit 8 gefahrenen Kilometern, als wir das Auto abholen. Wir erinnern uns: Es gab hier in der Region einen Vorführwagen mit 7 500 gefahrenen Kilometern – für 19 900 Euro und einen Gebrauchtwagen (kein face-lift-Modell) mit 37 000 gefahrenen Kilometern für 18 350 Euro.
Natürlich sind wir erstmal skeptisch und stellen Recherchen über diesen Händler an. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um einen großen und etablierten Händler handelt, der auch von anderen Händlern als absolut seriös bezeichnet wird. Seine Größe und die Zahlungsmodalitäten (keine Finanzierung, Barzahlung) erlauben ihm so günstige Angebote. Nun haben wir eine Tageszulassung (face-lift-Modell) mit 8 gefahrenen Kilometern für 17 300 Euro erhalten. Und das alles mit unserer Wunschausstattung einschließlich Wunschfarbe und sehr freundlichem Kontakt mit dem Händler. Alles lief wie am Schnürchen und war innerhalb einer Woche abgewickelt. Hoffen wir, dass wir lange so viel Freude an dem Wagen haben wie in den ersten beiden Wochen.